Car in Box
Der schwedische Designer Hansi Kobes, geboren 1940, hatte vor einigen Jahren die Idee, einen kleinen, elektrisch angetriebenen Buggy zu entwerfen. Das Projekt nahm schnell Gestalt an, ein funktionsfähiger Prototyp wurde gebaut. Der Clou war, daß das Auto zusammengeklappt und in einer Kiste verstaut, zum Käufer geschickt werden konnte. Der konnte es, ähnlich wie ein IKEA-Regal, mit wenigen Handgriffen aufklappen und montieren.
Mehrere Investoren aus Europa und China waren an dem Konzept interessiert und wollten Geld in das Projekt stecken, um das Fahrzeug zur Serienreife zu bringen. Doch leider verlief das alles im Sande und das Projekt wurde beendet, noch ehe es richtig angefangen hatte.
Im Sommer 2015 bot Normann Busch, ein sehr guter Freund und Teampartner, einen nicht fahrfähigen, elektrischen Sportwagen zum Verkauf an- einen Solon. Ein Interessent meldete sich und sagte, er hieße Hansi Kobes und hätte in den 90er Jahren dieses Fahrzeug entwickelt. Und nun würde er gern das letzte verbliebene Exemplar zurückkaufen. Normann war sprachlos und wollte das alles erst nicht so recht glauben. Aber Hansi Kobes konnte ihn schnell überzeugen, in dem er Fotos und Konstruktionsdetails überreichte. Wenige Wochen später kam Hansi mit einem Autotransporter nach Erkelenz und holte seinen Solon zurück nach Schweden. Normann und Hansi kamen ins Gespräch und irgendwann hatte Hansi einen Vorschlag: Er hätte da ein nie umgesetztes Projekt und Normann wäre vielleicht genau der Richtige, diese verrückte aber geniale Idee umzusetzen. Normann erzählte mir davon und Anfang September 2015 fuhren wir mit Transporter und Anhänger nach Västervik in Schweden, um das "Car-In-Box" nach Deutschland zu holen.
Wir bekamen nicht nur den Prototypen, der auf Gotland in einer Scheune eingelagert war, sondern noch Teile für den Bau von 4 weiteren Fahrzeugen. In Erkelenz wanderte das Fahrzeug erstmal in eine Lagerhalle, alle Teile wurden gesichtet und katalogisiert.
Wir suchten Partner und Verbündete, denn allein, so wurde uns schnell klar, würden wir das Fahrzeug nicht bauen können. Wir haben beide einen Beruf, der uns voll auslastet, ich habe ein eigenes Unternehmen. Noch dazu haben wir zwar Erfahrung mit Elektromobilität, Normann arbeitet häufig an Umrüstungen und Reparaturen von E-Autos mit, aber was Fahrwerk, Lenkung und Karosseriebau betrifft, sind wir absolute Laien. Trotzdem versuchten wir, eine Lösung zu finden, um erstmal wenigstens mit dem Prototyp an die Öffentlichkeit gehen zu können ...
Die Planungen sahen folgende Eckdaten vor:
- Preis unter 8000,- €
- Asynchronmotor 48V, 7- 10 kW Leistung
- Reichweite 50 - 70 km
- Reichweitenerhöhung durch optionalen Range-Extender
- 80 km/h Höchstgeschwindigkeit
- 2 Sitzer
- verschiedene Karosserievarianten, mit/ ohne Verdeck, kleine Ladefläche.
So etwas braucht Zeit, mehr als wir beide haben. Erkelenz ist von Hohenstein-Ernstthal rund 500 km entfernt, keine gute Basis, um gemeinsam das Projekt voran zu bringen. Anfragen an Hochschulen und bei befreundeten Experten brachten ein ernüchterndes Ergebnis. Die Liste an Hürden und Stolpersteinen war länger als gedacht.
Aber so schnell geben wir ja nicht auf:
- Das Problem mit der EMV-Verträglichkeit ließe sich umgehen, in dem die Systemspannung das Fahrzeugs auf 48V festgelegt wird
- Antriebstechnik samt Steuerung sind im Industriebereich verfügbar
- Lenkungs- und Bremsenteile kommen von Serienherstellern.
Nicht lösbar war dagegen die Karosseriekonstruktion und das Fahrwerk. Ein Klappmechanismus für die selbsttragende Konstruktion ist in Deutschland unmöglich zulassungsfähig. Und Aufhängungen am Fahrwerk hätten neu berechnet und angepasst werden müssen.
So hat Normann gemeinsam mit Hansi Kobes im Januar 2017 die Entscheidung getroffen, die Entwicklung des Projektes nicht weiter zu verfolgen. Das ist schade, aber letztlich eine Entscheidung der Vernunft. Denn nach und nach streben immer neue Hersteller auf den Markt der Elektromobilität, die Geld und Manpower haben, um so etwas auf die Beine zu stellen.
Hier ein paar Bilder vom Prototypen.