Der vorangegangene Abend im „Cube“ in Savognin war länger als gedacht. Und schlussendlich die Nacht entsprechend kürzer. Wir verkürzen unser Frühstück auf sportliche 20 min und eilen los. Über den Julierpass erreichen wir St.Moritz. Das Hotel Kempinski empfängt uns zwar nicht, davor umso lautstarker mehrere Schulklassen auf dem Markt von St. Moritz. Wir dürfen unseren schicken Audi vorstellen … und wir geben uns redlich Mühe, alle Vorzüge zu preisen.
Danach soll das eigentliche Abenteuer beginnen: 97 km über den Ofenpass nach Gomagoi. Nach dem Aufladen an der Signalbahn in St. Moritz klettern wir die zum Teil enge Passstraße hinauf. Regenschauer wechseln mit Sonne ab, die Stimmung an Bord ist wie immer super. Nur die junge Dame, die im Navi an der Windschutzscheibe arbeitet, hat einen schlechten Tag erwischt. Als besonderes Feature schickt sie uns auf den ihrer Meinung nach günstigsten Weg nach Gomagoi. Wobei Gomagoi ihr als Ort ohnehin völlig fremd ist und sie viel lieber nach Prad möchte. Wahrscheinlich verwechselt sie das mit Prada … aber was gebe ich mich mit der Psyche von Navigations-Püppies ab … Da unser gedrucktes Kartenmaterial den Bereich um Gomagoi auch nicht kennt, entwickelt sich eine gewisse Eigendynamik. Wir fahren über den Umbrailpass, klettern Serpentinen nach oben, kommen an das Stilfser Joch und fahren über die 48 Kehren ins Tal hinunter. Auf dem unteren Teil kommen uns andere Wave-Teilnehmer bereits entgegen. Uns dämmert langsam, daß wir wohl unterwegs irgendwo falsch abgebogen sein müssen. Naja, egal, dann fahren wir die heutige Route eben andersrum. In Gomagoi essen wir Mittag, laden unser Auto und machen uns auf den Rückweg. Um zum nächsten Ziel Poschiavo zu kommen, müssen wir zwangsläufig wieder dort hinauf, wo wir gerade runter gefahren sind. Also fahren wir den Stilfser Pass über die 48 Kehren wieder nach oben. Auf dem höchsten Punkt angekommen ist Frau Navi der Meinung, der Umbrailpass sei der ultimative, angesagteste Weg. Nun denn …
Auf dem Weg nach unten fallen uns Heimatfilm-Parodien eine über Luis Trenker: „I hab in meinem Leben zwei große Filme g´macht. Der Berg ruft und Der Wald brennt! …“ Rund 30 km später schickt uns die mittlerweile gut gelaunte Navi- Frau nach links in einen Tunnel, der nur eine Röhre hat. Die Durchfahrt wird per Ampel geregelt und kostet Maut. Wir übersehen die Preistafel und fahren hindurch. Auf der anderen Seite angelangt, klappt uns die Kinnlade nach unten: Fahrzeuge bis zu 9 Sitzplätzen kosten NUR 15,- €. Eigentlich wollten wir nicht gleich den ganzen Tunnel kaufen und denken tatsächlich darüber nach, trotzig umzulenken und wieder zurück zu fahren. Dafür entschädigt uns die tolle Abfahrt über den Forcola Di Livignio und wir machen in Poschiavo eine länger Pause, gehen Abendessen und fahren von dort zurück nach St. Moritz direkt in unsere Jugendherberge.
Was für ein Tag …