11.09.2012 – Mendrisio- Bellinzona- Buchs

 

Ich wünsche mir, ich wäre mein Auto. Dann wäre die Wave wie Urlaub. 50 km fahren, 3 Stunden Pause, 100 km fahren, Feierabend. In meiner arbeitsfreien Zeit werde ich gepflegt, bekomme frischen, saftigen Strom und schaue zu, wie mein Chauffeur durch die Gegend wuselt, ständig Netzstecker wechselt oder anderen Unfug treibt.

Kurz vor 8 verlasse ich Mendrisio. Nun geht es nach Bellinzona, 43 km entfernt. Ich erreiche den Ort gegen halb 10. 10:15 Uhr startet das offizielle Programm, die Vertreter von Bellinzona sind anwesend und bestaunen unsere Fahrzeuge.

 

Auch hier gibt es die Möglichkeit, an einer kurzen Führung durch die Stadt teilzunehmen, was ich gern tue. Von der Burg bietet sich ein herrlicher Blick über das Tal.

Nach dem stärkenden Mittagessen geht es hoch hinaus. Von etwa 400 m geht es bis San Bernadino auf 1600 m.  Die steile Serpentine kostet Kraft und Batteriekapazität. Auf den 43 km verbrauche ich über 50%. Das heißt dann, oben angekommen, erstmal „nachtanken“. Den Aufenthalt nutze ich für einen Spaziergang zum See und um etwas Schlaf nachzuholen. Robort vom Tour Assistance- Team weckt mich und fragt, ob ich nicht Lust hätte, mit essen zu kommen. Klar, gute Idee … Immerhin liegt die bisher längste Einzelstrecke vor uns. Bis nach Buchs sind es 112 km. Wir fahren in der Gruppe, André mit seinem T5 an der Spitze, Douglas mit dem „German E-Car“, Gordon im Mia und ich am Schluß. Es geht ein Stück über den Pass, dann bleibt André stehen: „Wir fahren über die Autobahn, bitte wenden.“ Ok, ich wende, während die anderen schon vor mir ins Tal rollen. Als ich die Autobahn-Auffahrt erreiche, kommen mir die anderen schon wieder bergwärts entgegen: „Wir fahren doch den Pass, der Tunnel ist nun zu …“. Toll, ich drehe um und fahre den anderen hinterher, immer die Batterieanzeige im Blick. Am Scheitelpunkt steht ein altes Gasthaus, von da an geht’s ins Tal und damit in die deutschsprachige Schweiz. Talfahrten sind mit einem Elektroauto eine feine Sache, denn die elektrische Bremse lädt die Batterie wieder auf. So kann ich auf der kilometerlangen Abfahrt zwei, drei Prozent Kapazität nachladen. Als es unten im Tal auf eine Schnellstraße geht, sind die anderen auf und davon. Ich könnte mühelos dran bleiben, aber schnell fahren kostet wertvolle Energie und bis Buchs gibt es keine Möglichkeit zum Aufladen.

Mit 60 km/h über die Autobahn zu fahren, ist nicht ganz ohne. Ab und zu hupen LKW´s von hinten, weil selbst sie deutlich schneller sind. Ich fahre auf den Seitenstreifen, um sie passieren zu lassen. Besser ist besser.^^

In der Ferne sehe ich ein Gewitter aufziehen. Vielleicht ist es vorbei, ehe ich dort unten bin, denke ich. Da ist es auch schon direkt über mir. Erst mit einem kleinen Schauer, dann Böen und ein kräftiger Guss. Es nützt alles nichts, ich muss den nächsten Parkplatz ansteuern, um das Verdeck zu montieren. Momentan ist für „oben ohne“ nicht das optimale Wetter. Buchs erreiche ich gegen 19:30 Uhr. Es gibt noch was zu Essen und natürlich Strom. Vivien, unser Scout, hat eine Stromversorgung aufgebaut. Als ich frisch gestärkt zurück auf den Parkplatz komme, steht mein Auto auf einer Art Insel, umgeben von einer riesigen Pfütze, in der auch das Ladekabel liegt. Das ist in etwa mit rauchen an einer Tankstelle zu vergleichen. Normalerweise passiert nichts …^^

Die letzten 15 km des Tages stehen an, hinauf nach Wildhaus, wo wir übernachten. Es regnet und ich merke, daß mein schickes Wägelchen bei Sonnenschein viele Vorteile hat, momentan hätte ich aber lieber ein Blechdach und größere Scheiben. Ich quäle mich im Dunkeln eine enge Straße hinauf. Die Autos können an der Bergstation der Seilbahn geladen werden. Nur an welcher? Ich biege in verschiedene Straßen, dann frage ich in einer Bar nach. Noch ein paar km das Dorf hinunter, dann die erste Straße links. Angekommen! Endlich. Ohne das Insiderwissen der netten Bardame hätte ich das nie gefunden.