22.09.2012- Harlingen- Amsterdam

Die Sonne lacht, als wenn sie sich mit uns auf die letzte Etappe freuen würde. Die Straßen sind noch nass vom nächtlichen Regen und glitzern in der Morgensonne. Ich laufe mit meinem Gepäck den knappen Kilometer bis zu unseren Ladeplätzen. Wolfgang vom „Twike 1“ Team hält neben mir an: „Gib mal was von deinem Gepäck her. Wir nehmen das mit hoch …“ Die Teams halten zusammen, bis zum letzten Tag. Am Parkplatz herrscht reges Treiben. Alle Autos konnten in der Nacht komplett geladen werden. Alle, bis auf den Lotus von Suncar. Mit halb voller Batterie nach Amsterdam zu starten, wäre nicht sinnvoll. Also wird noch für eine Stunde geladen. Alle anderen rollen zum letzten Fototermin an den Hafen von Harlingen. Gruppenfoto vor einer phantastischen Kulisse.

 

Jacek steht plötzlich neben mir: „Auf der letzten Etappe würde ich gerne nochmal alle Teams beim Fahren filmen. Hast du Platz?“ Klar hab ich den, wenn ich wieder all meine Sachen zu E-Wolf in deren Kleinbus packe. Jacek baut seine Kamera auf und schon geht es los. Wir nehmen die Autobahn, die auf einer Länge von 30 km über den Deich führt. Was für eine herrliche Aussicht. Ich unterhalte mich mit Jacek und nebenbei fragt er, ob er als Beifahrer die Reichweite drastisch verkürzt. Nein, nicht wesentlich, „aber vielleicht müssen wir die letzten Meter ins Ziel schieben …“ Er schaut mich ungläubig an: „Echt jetzt …?!“ Ich schüttel den Kopf, nein, so schlimm wird es nicht kommen.

Die Hoffnung, wenigstens auf der letzten Etappe die Wave-Teilnehmer als Kolonne zusammenzuhalten, schwindet. Beim Überholen wird jeder gefilmt und zack, schon sind sie weg … Einzig Kathrin und Gordon mit ihrem Mia bleiben bis Amsterdam vor uns in Sichtweite.

Es beginnt zu regnen. Eigentlich müssten wir jetzt das Verdeck montieren. Gute Idee, aber das liegt bekloppterweise im Kleinbus vom Team „E-Wolf“. Und die sind weit vor uns … Klasse! Zum Glück ist es nur ein kurzer Schauer und wir erreichen Amsterdam einigermaßen trocken. Ich schaue auf die Batterieanzeige: 23%. Bis zum Ziel sind es noch 9 km. Kein Problem also. Wir biegen in die Straße ein, die zur „Freien Universität Amsterdam“ führt. Ordner in Warnwesten zeigen uns den Weg. Die nächste Ampel zeigt rot. Jetzt rechts abbiegen und dann sind wir da. Komisch, der Blinker geht nicht. Naja, wer weiß … Grün! Ich trete aufs Fahrpedal und … nichts! Jacek schaut mich aus seiner Kapuze verdutzt an: „Das ist nicht dein Ernst, oder …? Warte, das muss ich filmen …“ Er stellt die Kamera an, dann schieben wir los. Es geht leicht bergan. Helfer der Uni kommen uns entgegengelaufen und bedeuten mir, ich solle mich hinters Lenkrad setzen. Die letzten 200m werde ich geschoben. Geschafft! 2673,8 km hat der CitySax während der Wave aus eigener Kraft zurückgelegt. Aber es war mir klar, daß da noch irgendetwas kommen musste. Schließlich braucht der letzte Wave-Blog ein Highlight, einen Abschluß mit einem Paukenschlag. Und Jacek wollte eine filmreife Schlussszene.^^

Gero und Robort schauen nach, warum dem CitySax so kurz vor dem Ziel die Puste ausging. Die Ursache ist so simpel wie einleuchtend. Die kleine 12V-Batterie, die die normalen Verbraucher wie Blinker, Scheibenwischer, Brems-Servo versorgt, ist leer. Normalerweise kann das nicht sein, weil sie während der Fahrt aus der Fahrbatterie geladen wird. Der Spannungswandler entpuppt sich als das Problem. Als ich die Abdeckung entferne, kommt Wasser heraus gelaufen. Toll, die gestrige Regenfahrt blieb also nicht folgenlos. Eine Reparatur vor Ort ist nicht drin, also wird mein kleines blaues Wägelchen auf einem Anhänger die Heimreise antreten.

Ich laufe zur Bühne, wo gleich die Siegerehrung stattfinden wird. Es gibt zwei erste Plätze, die an Manfred mit seinem Tesla aus Österreich und an Jutta und Wolfgang vom Team „Twike 1“ gehen. Platz 2 belegt „Twike 2“ und Platz 3 geht an das Team „E-Wolf“. Herzlichen Glückwunsch!

Die 14 Tage sind um, das Abenteuer noch nicht ganz. Denn der kleine Flitzer muss ja wieder zurück nach Sachsen.