10.09.2012: Turin- Monza- Mendrisio

Ich habe aufgehört, zu zählen, der wievielte Tag das ohne ausreichenden Schlaf ist.

Bei einigen Teams gab es in der Nacht Ladeprobleme. Bei mir ist dieses mal alles ok, ich kann mit 100 % Ladung Richtung  Novara starten. Das sind 97 km und damit die weiteste Strecke, die ich bisher im CitySax in einem Stück zurückgelegt habe.

Als ich da nach rund zwei Stunden ankomme, habe ich noch ein Drittel Batteriekapazität. Das beruhigt. Weniger entspannend ist die Ladezeit, die ich nun benötige, um das nächste Etappenziel Monza zu erreichen.

 

Louis entscheidet, daß ich das Zwischenziel in Monza weglassen und direkt die 72 km nach Mendrisio fahren soll. Die Entscheidung ist sinnvoll, trotzdem ärgere ich mich. Denn das bedeutet, daß ich auch heute keinen Wertungspunkt erreichen kann. Die Wertungsprüfung beginnt in Monza und endet am Tagesziel in Mendrisio. Die Deadline ist 16:15 Uhr. Wer es bis dahin ans Ziel schafft, bekommt 10 Punkte.

Obwohl nun außer der Wertung setze ich mir diese Zeit als Ansporn. 14:15 Uhr ist meine Batterie endlich so voll, daß ich nach Mendrisio starten kann. Es läuft alles gut, bis kurz vor die Grenze zur Schweiz. Dort hängt ein LKW am Berg fest und die Polizei regelt den Verkehr. Das gibt’s doch nicht. Erst die verpatzte Wertungsprüfung, nun auch noch das. Die Uhr tickt unaufhaltsam, Minute um Minute verstreicht. Als ich den Stau hinter mir habe, sind rund 10 Minuten weg. Bei einer Strecke von 20 km kaum aufzuholen. Ich heize mit 80 Sachen über die Landstraße, 16:20 Uhr treffe ich am Ziel ein. Wieder zu spät. Der tolle Empfang durch Vertreter der Stadt Mendrisio macht immerhin meine Enttäuschung wieder wett.

Ich wundere mich, einige Teams fehlen noch. Auch die Jungs von Suncar sind verschollen. Später erfahre ich, daß einige Probleme beim Laden in Turin hatten. Das „German E-Car-Team“ hat unterwegs eine Fabrik angesteuert, um die Batterie zu laden. „Suncar“ konnte in Turin ebenso wenig laden und nun gibt’s auch noch technische Probleme.

Mein Prototyp schlägt sich, was das Fahren betrifft, recht gut. Allein die lange Ladezeit vermasselte mir bisher das rechtzeitige Ankommen.

Bei einer kurzen Stadtführung durch den historischen Teil der Stadt kommt man auf andere Gedanken und taucht ein Stück in die Geschichte dieses Ortes ein.

Nach der Stadtführung gibt’s Abendessen. Nun sind auch die restlichen Teams angekommen. Kaum einer hat die Deadline einhalten können. Darum wird die Wertungsprüfung für den heutigen Tag ausgesetzt. Gut, da steigen doch die Chancen, meine ersten 10 Punkte zu kassieren, gleich wieder an.

Nach dem Abendessen steuere ich die nächste Tankstelle an. Mancher guckt verdutzt, was ich dort wohl mache. Tanken? Ja, und zwar Luft! Ich erhöhe den Luftdruck in den Reifen auf 3,4 Bar, das senkt den Rollwiderstand noch ein wenig. Und ich erhoffe mir damit ein Plus an Reichweite

Mit einem Elektroauto zu fahren ist ein ganz ungewohntes Fahrgefühl. Das dominierende Geräusch ist der Antrieb und der Umrichter, dazu kommen Abroll- und Windgeräusche. Die anderen Fahrzeuge empfindet man als laut und übelriechend. Komisch, so was sagt einer, der überzeugter Diesel-Verheizer ist.^^

Es ist spät, wieder mal. Mein Zimmer-Mitbewohner ist noch nicht da. Constantin baut mit seinen Teamkollegen von „Suncar“ am Lotus. Bei ihm wird es also noch später. Da klopft es an der Tür, Constantin kommt herein. „Was, du bist noch auf?“ „Ja, ich blogge noch, was sonst …“ „Hast du wenigstens geschrieben, daß wir schon das dritte Mal zusammen schlafen?“

Ja, hab ich .^^ Gerade eben. Gestern hatte ich das Vergnügen mit „Simone“. Innerlich freute ich mich auf die junge Dame, die da gleich herein kommen sollte. Aber wer da eintrat, war ein Riese von einem Mann. Klar. Unser italienischer Elektriker, hmmpf.

Wenn ich mir die letzten Sätze durchlese, muss ich schmunzeln. Aber das Kopfkino überlasse ich den Lesern dieses Blogs.

Gute Nacht.